Dienstag, 4. März 2008

Vier Jahre Internet-Telefonie: Wie aus Null und Eins Milliarden wurden

Stationäre Telefonie und Innovation standen lange Zeit im Widerspruch.

Inzwischen sorgt diese Kombination für eine Marktumwälzung enormen Ausmaßes. Auslöser dessen ist die Internet-Telefonie, deren Anbieter 2007 bereits mehrere Milliarden Minuten in die Telefonnetze vermittelten.

Im Gegenzug verzeichnen Festnetz-Betreiber sinkende Kunden- und Umsatzzahlen. Als im Januar 2004 der VoIP-Provider sipgate als erster deutscher Anbieter seinen Dienst aufnahm, war der Erfolg von Voice over IP noch nicht absehbar. Auf dem Weg zum Massenmarkt musste die Internet-Telefonie in Deutschland einige Hürden nehmen.

VoIP stellte Regulierung vor neue Aufgaben

Die Freiheit des Internets währte für deutsche VoIP-Nutzer im Hinblick auf ihre Rufnummer gerade mal zehn Monate. Dann verordnete die Bundesnetzagentur den Ortsnetzbezug auch für VoIP-Anschlüsse.

Seit Oktober 2004 muss die Ortsrufnummer mit dem Wohnsitz des Inhabers übereinstimmen. Zuvor konnten Kunden auch Rufnummern aus anderen Städte erhalten, was einen ersten Kundenboom auslöste. Inzwischen haben die Provider ihr Rufnummernangebot dem des Festnetzes angepasst.

Die kostenlose Vergabe von Ortsrufnummern ist laut sipgate mitverantwortlich dafür, dass Internet-Telefonie über eine hohe Kundenakzeptanz verfügt. Die von der Bundesnetzagentur eingeführte VoIP-Rufnummerngasse 032 hat sich dagegen als Flop erwiesen.

So kosten Anrufe zu 032-Anschlüssen deutlich mehr als zu Anschlüssen mit Ortsrufnummer. Darüber hinaus sind 032-Nutzer aus den in- und ausländischen Telefonnetzen nur eingeschränkt erreichbar.

Marktanteile von VoIP steigen zusehend

Die Marktanteile der Festnetz-Telefonie sind laut aktueller Untersuchung der Universität Duisburg-Essen rückläufig. So lag der Anteil von Call-by-Call am Gesamtmarkt in 2007 bei nur noch 23,8 Prozent, 2005 waren es noch 51,7 Prozent. Ebenso nahm der Anteil der leitungsvermittelten Telefonie von 72,7 Prozent in 2006 auf 63,7 Prozent ab.

Dagegen legte der über Komplettanschlüsse zustande gekommene VoIP-Verkehr von 22,6 Prozent in 2006 auf 30,7 Prozent für 2007 zu. Ursache der steigenden Nachfrage sind laut sipgate neben dem verbesserten Angebot die für VoIP typischen kostenlosen Gespräche.

Zusätzlich bietet die Internet-Telefonie einen dem Festnetz überlegenen Funktionsumfang. Dazu gehören mehrfache Rufweiterleitungen sowie integrierte Fax- und SMS-Dienste.

Die Option auch von unterwegs und im Ausland auf den eigenen Anschluss zugreifen zu können, eröffnet Kunden ungewohnten Komfort sowie Kostenersparnisse. Der gegenüber dem Festnetz erarbeitete Vorsprung wird sich laut sipgate in 2008 weiter vergrößern.

Festnetz als Telefonieweg vor dem Aus

Nahezu alle Festnetz-Anbieter rüsten derzeit ihre Netzwerktechnik auf IP-basierte Telefonie um. Ebenso erweitern erste Mobilfunk-Betreiber ihr Angebot um Internet-Telefonie. Die Analog- und ISDN-Telefonie wird ihre führende Rolle damit auf absehbare Zeit verlieren. Auch für Firmen bietet VoIP gegenüber konventionellen Lösungen hohe Kostenvorteile.

Mittels Internet-Telefonie ist für die Übertragung von Daten und Sprache nur noch ein Netzwerk notwendig. Zudem werden neue virtuelle Telefonanlagen und leistungsstarke VoIP-Anschlüsse Firmen künftig eine dynamische Bedarfsanpassung erlauben.

Lange Servicezeiten, wie heute noch im Festnetz üblich, entfallen dabei. Stattdessen werden Firmen ihren Anschluss über das Internet selbst administrieren.

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